Hier können Sie Erfahrungsberichte von Studierenden, die bereits ein Praktikum absolviert haben, einsehen. Die Berichte können Ihnen nicht nur bei Suche nach einem für Sie geeigneten Platz behilflich sein, sondern Ihnen auch Hinweise bezüglich der Organisation und Umsetzung geben.
Beachten Sie bitte, dass die Erfahrungsberichte von demjenigen Bericht, den Sie als Leistungsnachweis einreichen müssen, abweichen und Ihnen lediglich als Orientierung dienen.
Zeitraum: Sommersemester 2017
Teilgebiet: Deutsch als Fremdsprache
Motivation
Seit 2012 bin ich regelmäßig bei verschiedenen Theaterproduktionen im Studententheater an der Universität Regensburg beteiligt. Hierbei habe ich viel im Bereich der Interaktion mit anderen Studierenden gelernt. Darüber hinaus konnte ich meine Stimme und deren Wirkung auf der Bühne verbessern. Innerhalb eines Projekts, das man mit anderen auf die Beine stellt, habe ich gesehen, wie motivierend ein gemeinsames Ziel sein kann. Ich habe viel darüber gelernt, wie ich mit anderen umgehen muss, damit dieses gemeinsame Ziel verwirklicht werden kann und wie ich meine Rolle in der Gruppe finde. Als ich im Wintersemester 2016/17 das „Theaterelemente im DaF-Unterricht“-Seminar besucht habe, ist mir klar geworden, dass ich hier eine Möglichkeit sehe, meine Theatererfahrung im DaF-Kontext einzubringen. Deshalb habe ich in einem weiteren Schritt beschlossen, mein Praktikum bei der internationalen Theatergruppe Babylon zu absolvieren.
Babylon – die internationale Theatergruppe des Lehrgebiets DaF
Die Theatergruppe Babylon feierte 2017 ihr 20-jähriges Bestehen und ist eine der ältesten Theatergruppen der Universität. Ihre Leitung haben mittlerweile die im Lehrgebiet DaF tätigen Christine Kramel und Andreas Legner übernommen, die das Projekt über die Jahre am Laufen gehalten haben. Gespielt werden bekannte, aber auch unbekanntere Stücke deutschsprachiger Autoren von Michael Ende bis Ödön von Horvath. Eine Produktion wird über den Zeitraum von einem Jahr, also zwei Semestern, entwickelt; Aufführungszeitraum ist das Sommersemester. Studierende können eine Teilnahme als Lehrveranstaltung verbuchen und dementsprechend auch Leistungspunkte verrechnen. Die TeilnehmerInnen bestehen zum einen aus Studierenden, die schon länger an der Universität Regensburg sind, und einen Nicht-Muttersprachler-Hintergrund haben. Der größere Anteil sind jedoch Erasmus- und AustauschstudentInnen, die nur einen kürzeren Zeitraum in Regensburg verbringen. Dementsprechend schwankt auch das jeweilige Sprachniveau von A2 bis zu C2.
Die Mitwirkung ist zudem nicht allein aufs Schauspiel limitiert, sondern kann ebenfalls im Bereich Maske, Technik, Film oder Werbung eingebracht werden. Die Besonderheit beim Sprachenlernen durch Theaterspielen ist, dass bei dieser Art des „Sprachunterrichts“ kein Lehrwerk, keinerlei irgendwie für den Fremdsprachenunterricht konzipiertes Material zum Einsatz kommt. Es gibt keine strukturierten Unterrichtsstunden, Grammatikübungen oder ähnliches und es findet keine Leistungs-Prüfung oder -Bewertung statt. Die Sprache der Stücke ist oftmals sehr kompliziert, veraltet, künstlerisch und allgemein wenig praxisbezogen. Man könnte daher auf den ersten Blick meinen, dass Theaterarbeit in einer noch dazu sehr heterogenen Lernergruppe nicht dazu geeignet sei, nennenswerte sprachliche Fortschritte zu erzielen. Dennoch machen die Lerner zum Teil erstaunliche Entwicklungen. Gerade der Umstand, dass die Theaterarbeit, wie sie bei Babylon betrieben wird, keinen klassischen Fremdsprachenunterricht darstellt, kann ihr nämlich durchaus zum Vorteil gereichen, da sie nicht an die strukturellen Zwänge eines klassischen frontalen Klassenunterricht gebunden ist, allerdings trotzdem viele Forderungen erfüllt, die seit längerem an den modernen Fremdsprachenunterricht gestellt werden.
Das Projekt 2016/2017 – „Papiere von Gestern“ von Herbert Rosendorfer
Im Jubiläumsjahr 2017 standen die TeilnehmerInnen öfter auf der Bühne als in den Jahren zuvor. Das ist dem Umstand geschuldet, dass neben dem Stück „Papiere von Gestern“ noch der „Tag des Fremdsprachentheaters“ und ein „Gastspieltag“ organisiert wurden. Hier ist noch einmal klar geworden, wie facettenreich die Theaterarbeit in der Fremdsprache sein kann. Das Stück selbst wird beim Internetauftritt wie folgt beschrieben: „Die Papiere von gestern – genauer gesagt das versiegelte und im Safe deponierte Paket mit Papieren, das die Amerikanerin Deborah Demant im Safe des Grand Hotel Ganser deponiert hat, stehen im Mittelpunkt des Stücks und des Interesses der Honoratioren des Ortes, die mit immer schlechterem Gewissen und größeren Befürchtungen die historischen Recherchen von Ms. Demant verfolgen. Was wird sie alles herausfinden? Und vor allem: Was kann man dagegen tun?“ Das Stück handelt im Wesentlichen davon, dass eine Frau in einen Kurort kommt und hier Nachforschungen dazu anstellt, inwieweit die Bewohner des Dorfs in „Nazi-Geschäfte“ verwickelt waren. Natürlich streiten alle Beteiligten eventuelle Verbindungen mit den Nationalsozialisten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ab, obwohl jeder einzelne „Dreck am Stecken“ hat. Mit diesem Stück wird also von einer internationalen Theatergruppe ein Stück Geschichte beleuchtet und es wird schnell klar, dass die Studierenden hier landeskundlich wichtiges Wissen über die deutsche Geschichte vermittelt bekommen haben.
Aufgaben innerhalb des Praktikums
Die Arbeit am Stück lief bereits über das Wintersemester, als ich im Sommersemester 2017 zur Gruppe stieß. In der Probephase war ich vor allem für die Unterstützung der Mittwochsproben zuständig. Im Gegensatz zu den Proben am Freitag waren am Mittwoch alle TeilnehmerInnen des Ensembles anwesend.
Meine Aufgabe war dabei, den Text mitzulesen und zu soufflieren, beziehungsweise die Rollen abwesender Schauspieler einzusprechen sowie mit einzelnen Schauspielern Textarbeit zu machen. Die Einzelproben, die ich teilweise auch begleitet habe, waren wichtig, da die Regie neben der normalen Regiearbeit zusätzlich mit Aufgaben wie Organisation, Gruppenleitung ausgelastet und so wenig Zeit vorhanden ist, individuell mit einzelnen „Härtefällen“ an Text- oder Rollenverständnis sowie Aussprache zu arbeiten, oder auch einfach nur beim klassischen Theatertextlernen zu helfen. Hauptsächlich arbeitete ich dabei mit einer französischen, einem amerikanischen und einer chinesischen SchauspielerIn.
Je nachdem wie fortgeschritten der Probenprozess war, lag der Fokus eher auf Verständnis, bzw. Aussprache, Schauspiel und Textkenntnis. In den ersten Proben musste oft erst einmal der Text erarbeitetet werden, dazu wurde der Text abwechselnd gelesen und etwaige Verständnisfragen abgeklärt. Dabei wurde an der Aussprache einzelner schwieriger Wörter oder Passagen gearbeitet. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Stückes und vor allem in der Hauptprobenphase am Theater wurde auch am Schauspielerischen und dem Rhythmus gearbeitet. Zudem wurden allerlei theaterspezifische Tätigkeiten, wie Bühnenbildbau, Abendkasse etc. verrichtet. Aufgrund der Tatsache, dass ich im Praktikum keinen direkten Unterrichtsversuch unternommen habe, folgen die Erfahrungen, die ich hier sammeln konnte, eher dem Konzept von ganzheitlichem Fremdsprachenerwerb durch ein Theaterprojekt.
Spracherwerb im Theater
Innerhalb eines Projektes hat die Lehrperson mehr Möglichkeiten, die verschiedenen Ebenen ganzheitlichen Lernens zu fördern. Hieraus ergibt sich ein neuer Rahmen für den Fremdsprachenerwerb, der verschiedene Vorteile hat. So schult der Fremdsprachenerwerb im Theater sowohl Konzentrationsfähigkeit als auch den flexiblen Umgang mit Sprache. Erstens dürfen auf der Bühne keine Fehler aufgrund von mangelhafter Konzentration entstehen, weil andere SchauspielerInnen dadurch verwirrt werden können und noch größere, eventuell sinnentstellende Fehler entstehen können. Zweitens müssen die SchauspielerInnen im Falle eines Fehlers nahtlos und in der Rolle reagieren können, sodass die ZuschauerInnen im Idealfall nichts davon mitbekommen.
Außerdem findet hier eine Verbindung von Bewegung und Sprache statt. So wird die Fremdsprache von einem abstrakten Gegenstand zu einem Medium, das durch Mimik und Gestik eher im Körper verankert wird. Der/die LernerIn muss also auf inhaltlicher Ebene verstehen, was er/sie sagt, um Sprache in den Körper zu übersetzen und durch Mimik und Gestik dem Publikum zu vermitteln. In dem Moment, in dem darüber hinaus ein Dialog beispielsweise in einer bestimmten Emotion gespielt werden soll und damit auch Auswirkungen auf die Psyche des Lerners hat, zeigt sich, dass Ganzheitlichkeit durch Dramapädagogik relativ leicht erreicht werden kann. Sprache kann also ohne Angst vor Fehlern erprobt werden. Diese Erkenntnis und die Freiheit, die den LernerInnen damit gegeben wird, erzeugt eine entspanntere Lernatmosphäre, als sie im regulären Unterricht geboten werden kann. Das Theater wirkt als Spiel. Damit ist es „eine wesentliche Komponente der Welterforschung und -erfahrung und der Selbsterforschung und -erfahrung.
Fazit
Natürlich kann ein Theaterprojekt wie Babylon den Unterricht nicht vollständig ersetzen und die TeilnehmerInnen sind auf (im konventionellen Unterricht erworbene) Sprachkenntnisse angewiesen. Für LernerInnen, die Affinität für Schauspiel und Theater aufweisen, scheint es jedoch fast optimal dazu geeignet, Sprachkenntnisse praktisch anzuwenden und zu erweitern. Zwar gibt es auch bei Babylon Gruppenbildungen unter gleichsprachigen StudentInnen, da das gesamte Projekt jedoch so heterogen zusammengesetzt ist, findet die Kommunikation größtenteils auf Deutsch statt.
Nicht jede/r StudentIn ist in gleichem Maße bereit, Energie und Zeit ins Theater zu investieren, Theater ist jedoch so inklusiv, dass es schwerer fällt sich zu verstecken als in so manchem Klassenzimmer. Es war schön zu beobachten, wie das Stück langsam Gestalt angenommen hat und wie den Schauspielern, selbst in den kleinsten Rollen, während der Zeit vor den Aufführungen am Theater, klar wurde, dass sie Teil von etwas Besonderem geworden sind. Für mich selbst war das Praktikum die erhoffte optimale Gelegenheit meine Leidenschaft Theater mit meinem DaF-Studium zu verbinden, neben der Arbeit mit den Lernern und an dem schönen Stück war es vor allem die Erfahrung, Teil einer so unterschiedlichen Gruppe zu werden, die bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Zeitraum: 20.10-2016-20.12.2016
Teilgebiet: Deutsch als Fremdsprache
Erwartungen und Ziele
Von einem Praktikum im Goethe-Institut habe ich mir in erster Linie einen praktischen Einblick in die vielfältigen Arbeitsfelder der Germanistik, insbesondere im Bereich Deutsch als Fremdsprachenphilologie, erhofft. Den Standort in Moskau habe ich mir wegen meines Nebenfachs Russische Philologie ausgesucht. Im Praktikum wollte ich Russland kennenlernen und die im Studium erworbenen Grundkenntnisse der Sprache anwenden und vertiefen. Die Geschäftssprache im Goethe-Institut ist aber hauptsächlich Deutsch, sodass ich im Arbeitsalltag kaum Russisch gesprochen habe. Mein eigentliches Ziel, praktische Einblicke in die Fremdsprachenvermittlung zu erlangen, wurde um viele Aspekte erweitert, da ich zu Beginn des Praktikums noch keine Idee davon hatte, wie breitgefächert die Arbeit des Goethe-Instituts tatsächlich ist.
Organisation
Die Arbeitsfelder im Goethe-Institut, die sich mit der Sprach- und Kulturvermittlung befassen, sind in vier Bereiche unterteilt: Bibliothekswesen, Bildungskooperation Deutsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Kulturarbeit. Mit den entsprechenden Voraussetzungen für die Teilbereiche ist in allen drei Feldern ein Praktikum möglich, Studenten sollten aber mindestens im 3. Fachsemester (im B.A.-Studium) oder höher immatrikuliert sein. Für die Arbeit im Bereich Bibliothek werden i.d.R. Sprachkenntnisse der Landessprache vorausgesetzt. Der Zeitrahmen für einen Praktikumsplatz, der auf den entsprechenden Webseiten der Goethe-Institute ausgeschrieben ist, beträgt regulär zwischen zwei und drei Monaten. Wenn sich der Zeitraum des Praktikums über die Hälfte der Vorlesungszeit erstreckt, kann im Voraus bei der Studentenkanzlei ein Urlaubssemester beantragt werden.
Obwohl das Goethe-Institut Standorte auf der ganzen Welt hat, ist ein Praktikum im gleichen Bereich standortunabhängig nur einmal und bis einschließlich 28 Jahre möglich. Voraussetzung für alle Goethe-Institute ist der Nachweis fließender Deutschkenntnisse.
Bewerber benötigen ein Empfehlungsschreiben von einem Hochschuldozenten und je nach Zielland eventuell ein entsprechendes Visum und den Nachweis über Sprachkenntnisse. Da diese Abläufe einige Zeit in Anspruch nehmen, lautet die Empfehlung des Goethe-Instituts sich mindestens ein halbes Jahr im Voraus zu bewerben. Zudem ist für Russland eine Migrationskarte erforderlich, die am Zielflughafen ausgestellt wird. Man wird dazu angehalten, die Migrationskarte immer bei sich zu tragen, um sie im Fall einer Polizeikontrolle vorzeigen zu können. Beim Visumsantrag bietet der jeweilige Ansprechpartner des Goethe-Instituts Hilfestellungen und Hinweise zum Verfahrensablauf und entsprechende Nachweise, die für das Visum erforderlich sind. Zudem ist für Russland der Besuch der Russischen Botschaft in München erforderlich, um das Visum zu erhalten. Alternativ kann aber auch ein Reisebüro damit betraut werden, sodass das Visum postalisch zugestellt wird. Manche Goethe-Institute haben eine Liste mit Telefonnummern und E-Mailadressen, an die man sich bezüglich der Unterkunft wenden kann, diese Liste kann aber veraltet sein und man sollte sich nicht darauf verlassen, jemanden zu erreichen. Fündig werden kann man aber leicht auf den meistgenutzten sozialen Medien des Ziellandes.
Tätigkeiten und Aufgaben
Die Tätigkeiten, die zum Bereich Bildungskooperation Deutsch zählen, lassen sich vereinfacht in einen praktischen und einen theoretischen Teil gliedern. So waren meine Aufgaben einerseits die Hospitanz im Unterricht zur Vorbereitung auf das Goethe-Zertifikat. Damit bekam ich die Gelegenheit, das Prüfungswesen des Instituts kennenzulernen, indem ich die Prüfungsaufsicht sowohl bei internen Prüfungen, für Deutschlehrer und -lerner, als auch bei einer externen Prüfung in einer Partnerschule in Moskau führen durfte. Die Prüfung ist in vier Teile gegliedert, die ich alle betreut habe, und dient als Leistungsnachweis der Fertigkeiten schriftlicher und mündlicher Kommunikation sowie Lese- und Hörverständnis. Zudem kam die Leitung und Organisation einer Diskussionsrunde hinzu, die sich wöchentlich im „Café Zifferblatt“ getroffen und über von den Praktikanten vorbereitete Themen diskutiert hat. Das besondere Konzept am „Café Zifferblatt“ ist, dass nicht die dort konsumierten Getränke, sondern die dort verbrachte Zeit berechnet wird und Gäste so viel essen und trinken dürfen, wie sie möchten, aber auch die Möglichkeit haben, selbst zu kochen.
Weitere Aufgaben waren das Lektorat von Lehrbüchern, dazu gehörten Fehlerkorrektur sowie Mitsprache beim Layout. Außerdem habe ich bei der Entwicklung des Online-Sprachlernportals „Kinder-Universität“ mitgeholfen. Da das Goethe-Institut die Philosophie vertritt, Sprache als Mittler, nicht als Selbstzweck einzusetzen, gab es die verschiedensten Projekte, deren Augenmerk auf der Vermittlung von Werten und Kultur liegt: Sprache soll anhand von schwerpunktmäßig gewählten Themen erlernt werden. Damit versucht das Goethe-Institut, das Abstraktum „Kultur“ in einen konkreten Bezugsrahmen zu setzen, um „Kulturvermittlung“ umzusetzen. Das zeigt sich beispielsweise auch im Projekt „Umwelt macht Schule“, das den Kindern verschiedener Altersgruppen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Zusammenhang mit Sprachkompetenz vermitteln soll und praktische Tipps zum Umweltschutz bietet. Hierzu haben die Praktikanten didaktisierte Texte erstellt und überarbeitet.
Auch zur WM 2018 in Russland gab es verschiedene Projekte, z.B. eine App „deutsche Spuren“, die den Besuchern sowohl Fußballwissen und Vokabeln als auch kulturelle „Funfacts“ vermitteln sollte, bei der die Praktikanten im Brainstorming mitgewirkt haben. Genauso abwechslungsreich wie die Tätigkeiten des Bereichs Bildungskooperation Deutsch hat sich auch mein Arbeitsalltag gestaltet, sodass die Bezeichnung „Alltag“ kaum mehr zutreffend erscheint. Dieser Aspekt kommt nicht zuletzt dem Großprojekt der gesamtrussischen Bildungskonferenz „Mehrsprachigkeit in Russland – Deutsch die erste Zweite“ zugute. Dieses Projekt setzt sich dafür ein, dass Deutsch als zweite Fremdsprache (nach Englisch) in allen Schulen verpflichtend eingeführt werden soll. Zum einen konnte ich anhand der Bildungskonferenz miterleben, wie sich das Goethe-Institut im Bereich der Schulpolitik positioniert. Dazu gehören beispielsweise das Ausschreiben und Veranstalten von Wettbewerben zur Förderung für Bildungseinrichtungen, die das Projekt „Deutsch als erste Zweite“ unterstützen und den Deutschunterricht nach dem Englischunterricht verpflichtend eingeführt haben. Zum anderen kamen mit der Vor- und Nachbereitungsphase dieses Projekts vielfältige organisatorische Aufgaben auf mich zu, z.B. das Erstellen des Protokolls für die wöchentliche Abteilungssitzung, in der die Vorbereitung des Projekts organisiert und geplant wurde und die Standbetreuung beim Projekt selbst. In der Nachbereitungsphase des Projekts sollten die Praktikanten vor allem die Presserezension recherchieren, um einen internen Bericht zu erstellen.
Weitere Aufgaben waren das Erstellen von PowerPoint-Präsentationen zu laufenden Projekten, in der eigene Ideen gerne eingebracht werden durften. Weitere kreative Aufgaben waren das Erstellen eines Quiz im Rahmen der Kulturarbeit für das Filmfestival „Blick 16“, bei dem deutsche Filme gezeigt wurden, und anschließende Diskussionsrunden die Möglichkeit boten, das Gesehene zu reflektieren.
Dazu kamen weitere Aufgaben bei internen Angelegenheiten: die Vorbereitung des Gesundheitstags im Goethe-Institut und der Versand von Werbeartikeln für Partnerinstitutionen des Goethe-Instituts. Am meisten freute ich mich jedoch über diejenigen Aufgaben, bei denen kleinere Übersetzungen anfielen. Die Arbeit des Goethe-Instituts und die Aufgaben, mit denen Praktikanten betraut werden, übersteigen den Aspekt der reinen Fremdsprachenvermittlung bei weitem und befassen sich nicht nur mit dem Bereich Deutsch als Fremdsprache.
Zeitraum: Sommer 2019
Teilbereich: Deutsche Sprachwissenschaft
Bewerbung, Vorbereitung und Beginn
Einmal dazu entschlossen, sich auf einen Platz für das Sommersemester 2019 zu bewerben, fing die umfangreiche Organisation an: meine Professorin um ein Gutachten bitten, Firmen und Praktikumsplätze recherchieren und Bewerbungsunterlagen verschicken. Und warten. Dann die erste Rückmeldung. Nach zwei Vorstellungsgesprächen und einigen Wochen Wartezeit dann die frohe Botschaft: ein Angebot für einen Praktikumsplatz in der Redaktion der Moskauer Deutschen Zeitung, mitten in Moskau. Ich überlege nicht lange und sage zu. Drei Monate später, an einem Samstag Ende März, sitze ich im Flieger nach Russland, glücklich, die ganze Organisation geschafft zu haben und endlich anzukommen. Vor allem die Visa-Beschaffung und die Einhaltung zahlreicher Deadlines kostete einige Nerven.
Moskau – Leben
Chaotischer Verkehr, nicht die sauberste Luft und stets hektisches Treiben überall sind durchaus gewöhnungsbedürftig. In Moskau geht es noch schneller zu als in Sankt Petersburg, und das in vielerlei Hinsicht. Was von vielen Petersburgern behauptet wird, dass nämlich Moskau für die Arbeit, die nördliche Hauptstadt aber für das Leben und die Liebe gemacht seien, kann ich jedenfalls bestätigen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Wohnsituation. Die Vorteile, im Studentenwohnheim zu leben, liegen auf der Hand: unschlagbar günstig, sauber, ständiger Kontakt zu anderen internationalen Studierenden, keine Wohnungssuche, sehr zentrale Lage, und nicht zuletzt eine schmackhafte Stolowaja (öffentliche, günstige Kantine) im Innenhof. Dennoch gibt es gute Gründe, sich auch nach anderen Wohnmöglichkeiten umzusehen, z.B. nach einem WG-Zimmer, die Administration des Wohnheims kann beizeiten auch auf die Nerven gehen, es herrschen strenge Vorschriften: ein striktes Alkoholverbot, Gäste nur mit Anmeldung und nicht nach 11 Uhr abends, weniger Privatsphäre und das ständige Gefühl, überwacht zu werden, sind einige der Nachteile.
Das Unternehmen – Die MDZ
Es ist Montag, 9.15 Uhr, ich komme ins Büro – als Erster. PC hochfahren, Kaffee holen und warten. Am Freitag war Redaktionssitzung, auf der die Themen für die Ausgabe der Zeitung besprochen wurden. Der Seitenplan steht schon, gewartet werden muss neben den anderen Kollegen jetzt auf den Werbeplan. Der Werbeplan ist deshalb wichtig, weil erst dann die komplette Seitengestaltung und die Artikellängen festgelegt werden kann.
Die MDZ ist eine relativ kleine Zeitung mit einer Auflage von ca. 25.000 Stück. Das Redaktionsteam umfasst sechs Redakteure, hinzu kommen ein Mitarbeiter für das Layout und der Chefredakteur. Außerdem eine häufig wechselnde Zahl von Praktikanten. Da sie zweiwöchentlich erscheint, besteht eine Herausforderung darin, die Aktualität der Themen in der Zeitung zu gewährleisten, und gleichzeitig nicht zu oberflächlich zu berichten. Für mich als Praktikant ohne journalistische Erfahrung war das schon herausfordernd, aber die Kollegen leisteten gute Betreuungsarbeit und halfen bei der Herangehensweise. Echt gefreut hat es mich, dass ich direkt anfangen durfte zu schreiben, und mich damit gleich als Teil des Teams fühlte.
Um 11.30 Uhr sind wir dann schon zu dritt in der Redaktion, der Werbeplan lässt aber noch auf sich warten. Das ist nichts untypisches, nerven tut es dennoch, denn es kann nicht richtig mit der Arbeit begonnen werden. Also fange ich schon mal mit einer anderen Aufgabe an, dem Planen der Instagram-Posts für diese Woche. Ich erstelle eine Liste mit den geplanten Posts, gleichmäßig verteilt auf die Kollegen. Kurz darauf kommt dann die Mail mit dem dringlich ersehnten Werbeplan. Nach der Mittagspause kann es also losgehen – vorerst. Am Nachmittag und auch am Abend kommen noch zwei neue Versionen, das Seitenlayout verschiebt sich erneut. Ein bestes Beispiel dafür, dass die Fristen bei der Arbeit (vereinbart war eigentlich der Freitagnachmittag, spätestens Sonntagabend) nicht immer ganz genau eingehalten werden. Mit der Zeit merke ich auch, wie das immer wieder zu Spannungen und Konflikten zwischen den Kollegen führt. Als Praktikant gerate ich nicht zwischen die Fronten, muss mich aber an holprigere, weil unorganisiertere Arbeitsabläufe gewöhnen, als ich sie aus vorherigen Praktika in Deutschland kenne. Meine Arbeitszeit betrug ungefähr 35 Stunden pro Woche, dabei blieb es auch meistens.
Ein schöner Vorteil der journalistischen Arbeit sind die flexiblen Arbeitszeiten und keine notwendige Anwesenheit, wie mir während der sechs Monate deutlich wurde. Während meine Kommilitonen aus dem Wohnheim jeden Tag um 8 Uhr im Anzug den Arbeitsweg antraten, begab ich mich in T-Shirt und kurzer Hose z.B. auch mal auf den Weg zu nahegelegenen Seen, um Fotos zu schießen für den nächsten Artikel über Moskaus beste Badestrände. Eine tolle Abwechslung!
Schwierig war am Anfang besonders der Umstieg von wissenschaftlicher Textproduktion auf journalistische Artikel. In der Universität jahrelang geübt und perfektioniert, wirkt sich die Verwendung langer, umständlich und akademisch formulierter Sätze negativ auf die Lesbarkeit eines journalistisch ansprechenden Textes aus. Daher sollte jeder, der ohne Erfahrung in ein solches Praktikum einsteigt, bereit sein, sich geduldig auf ein neues Schreibhandwerk einzulassen. Auch das Arbeiten unter Zeitdruck war Teil meiner Praxiserfahrung. Am Tag des Redaktionsschlusses geht es hektischer zu als sonst, und alle sind angespannt. Im Optimalfall hatte ich meine Texte schon an den betreuenden Redakteur geschickt (abgemacht war meist, dies bis zum Vortag zu erledigen), der diese dann mit dem Layouter in die Seitenmaske einfügte. Wenn ein bestimmtes Ereignis aber erst kurz vor der Deadline stattfand, über das berichtet werden sollte, oder ich einfach in Verzug gerat, konnte es bis zur Fertigstellung eines Artikels (samt Kreation einer passenden Überschrift, Überprüfen aller Quellen und Fakten etc.) schon einmal etwas knapper werden. Aber nicht nur bei der Arbeit, auch um das Teamprojekt herum gab es Deadlines einzuhalten und als Team die Zeit und Zusammenarbeit zu koordinieren. Neben dem Praktikum stellte das schon eine Herausforderung dar, mein Team harmonierte aber sehr gut und wir konnten die wissenschaftliche Arbeit samt Präsentation als rundes Projekt erfolgreich abschließen.
Fazit, Hinweise und Kritik
Insgesamt war die Zeit in Moskau eine sehr schöne Erfahrung und ich nehme viele Erinnerungen, praktische Arbeitserfahrung und Erkenntnisse mit nach Deutschland. Im Praktikum lernte ich journalistisch zu Arbeiten und wie eine überregionale Zeitung produziert und herausgegeben wird. Prägnant war die Arbeit im interkulturellen, interrussisch-deutschen Arbeitsumfeld, während sowohl Sprach- und Kommunikationsfähigkeiten, als auch eine eigenständige Arbeitsweise trainiert wurden.
Dauer: März-April 2017
Teilgebiet: Deutsche Sprachwissenschaft/ ÄDL
Germanistik? Und was macht man dann damit? Diese Frage bekommt man so oft gestellt, dass ich mir irgendwann einfach den passenden Antwortsatz zurechtgelegt habe: „Ich werde Lektor.“ Mit dieser Antwort geben sich die meisten zufrieden und man bekommt keine weiteren Fragen gestellt.
Das mag daran liegen, dass niemand so genau weiß, was ein Lektor eigentlich macht. Bücher lesen und auf die Rechtschreibung achten? Da ich auch nicht zu 100 Prozent sagen konnte, was ein Lektor macht, habe ich mich dazu entschlossen, das im Praktikum herauszufinden. Obwohl die meisten Stellen als Vollzeit-Praktikant nicht vergütet werden, sind es doch sehr begehrte Plätze, da das Lektorat wahrscheinlich zu den klassischen Berufsfeldern eines Germanistikstudenten gehört. Deshalb habe ich auf meine insgesamt 30 Bewerbungen, die ich an fast alle Verlage in Deutschland und Österreich geschickt habe, fast nur Absagen bekommen. Wahrscheinlich war ich mit einem halben Jahr Vorlaufszeit auch einfach zu spät dran. Eine spontane Zusage kam dann vom Jan Thorbecke Verlag, der seinen Hauptsitz auf den Ostfildern bei Stuttgart hat. Der Verlag selbst gehört mit fünf weiteren Verlagen zur Patmos Verlagsgruppe. Der Zusammenschluss zu einer großen Verlagsgruppe ist ein Bund, den viele kleine Verlage eingehen, um sich auf dem Markt halten zu können. Das habe ich während meines Praktikums gelernt. Außerdem habe ich gelernt, dass Lektorat und Marketing weitaus mehr miteinander zu tun haben, als man auf den ersten Blick denk.
Der Thorbecke Verlag befasst sich hauptsächlich mit den Bereichen mittelalterliche Geschichte, Lebensart und Kalendern. Als Praktikant war ich im Bereich Lebensart tätig, welcher seinen Fokus auf Kochbücher gelegt hat. Deshalb gehörte zu meinen Hauptaufgaben die Korrektur von Rezepten, was für mich persönlich weniger spannend war, vor allem fand ich die Sprache der Textsorte Rezept zunächst gewöhnungsbedürftig. Weiterhin sollte ich Absagen an diejenigen schicken, die uns Manuskripte zuschickten, die nicht zum Verlagsprogramm passten. Hier empfand ich die Gratwanderung zwischen Empathie und Absage als Herausforderung. Deshalb habe ich mir ein Repertoire an höflichen Absagefloskeln angeeignet und dieses mit einer persönlichen Note versehen, um die Menschen nicht zu demotivieren oder zu verletzen. Dennoch fand ich nicht nur überraschend, wie viele Manuskripte eingesendet werden, sondern auch welche Ideen repräsentiert wurden.
Außerdem durfte ich an der Vertreterkonferenz teilnehmen. Diese findet nur ein paar Mal im Jahr statt, und ich hatte Glück, dass mein Praktikum zur gleichen Zeit, in der die Konferenz stattfand, angesetzt war. Mindestens zweimal jährlich treffen sich die Verlage und ausgewählte Vertreter von Buchhandlungen, um über das anstehende Programm – zu meiner Zeit im Frühling wurde bereits über das Herbst- und Weihnachtssortiment verhandelt – zu beraten. Hier geht es vor allem um Zahlen. Der Verlag will sein Programm auf den Markt bringen, die Vertreter wollen an die Buchhandlungen verkaufen, die wiederum die Bücher verkaufen müssen. Das bedarf einiges an Planung und Kalkulation. Erneut zeigt sich hier, wie eng Lektorat und Marketing zusammenspielen. Oft ist es nur eine Kleinigkeit, die darüber entscheidet, ob ein Buch in das Programm aufgenommen wird oder nicht. Deshalb gehört es zu den Aufgaben des Lektoren, das vorhandene Material nicht nur auf seine Markttauglichkeit hin einzuschätzen, sondern auch entsprechend zu präsentieren. Dazu gehören zum Beispiel Vorschläge bezüglich des Covers und des Layouts. Als Praktikant durfte ich die Präsentation mit den verschiedenen Umschlägen erstellen, sowie das geplante Projekt mit Text und Bild kurz präsentieren. Während dieser Konferenz wurde entschieden, welche Bücher sich vermarkten lassen. Da es ein relativ kleiner Verlag ist und im Lektorat Lebensart nur fünf Personen beschäftigt sind, durfte ich mich auch im Bereich mittelalterliche Geschichte einbringen. Deshalb bin ich als Verstärkung auf die Mittelalter Konferenz an der Universität Bonn gefahren und habe einen Stand mit den neusten Veröffentlichungen, darunter zum Beispiel ein Buch über das Konstanzer Konzil, betreut.
Hier ging es vor allem darum, Kontakte zu knüpfen und sich auf dem ohnehin maroden Buchmarkt – ein Ausspruch, der in dieser Form beinahe täglich gefallen ist – halten zu können. Auch im Bereich Lebensart gab es eine große Affinität zur ÄDL: Meine Vorgesetzte hat in mittelhochdeutscher Literatur promoviert, bevor sie zum Lektorat kam. Alle im Haus waren sehr freundlich und haben mich immer respektvoll behandelt, obwohl ich nur ein Praktikant war, sodass mir die Arbeit großen Spaß gemacht hat.