Page 102 - Forschungsbericht 2015 bis 2018 Universtität Regensburg
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Bewegte Bilder aus der Nanowelt
Erster Forschungsbau der Universität Regensburg: Regensburg Center for Ultrafast Nanoscopy
Spokespersons: Prof. Dr. Christine Ziegler (Lehrstuhl für Biophysik),
Prof. Dr. Ralph Witzgall (Lehrstuhl für Molekulare und Zelluläre
Anatomie) und Prof. Dr. Rupert Huber (Lehrstuhl für Experimentelle
und Angewandte Physik) Foto © Dominik Peller/UR
Moderne Lebens- und Naturwissenschaften sowie Nano- und Bio-
technologien sind auf ein detailliertes Verständnis des Nanokosmos
angewiesen. Höchstauflösende Mikroskope liefern im Allgemeinen
zeitintegrierte Standbilder von den elementaren Bausteinen der uns
umgebenden Materie. Da der Nanokosmos jedoch fortlaufend in
Bewegung ist, reichen Standbilder oft nicht aus, um Kernfragen
aktueller Grundlagenforschung zu beantworten. Um etwa lebens-
wichtige Prozesse in einer Zelle zu verstehen oder Funktionalitäten
von Quantenmaterialien und chemische Reaktionen optisch zu kon-
trollieren, muss das Wechselspiel nanoskopischer Bausteine direkt
in bewegten Bildern orts- und zeitaufgelöst verfolgt werden.
In einer einzigartigen interdisziplinären Initiative der Fakultäten
Biologie und Vorklinische Medizin, Chemie und Pharmazie sowie Einzelne Pentacen-Moleküle vibrieren auf einer Goldoberfläche.
Physik bewarb sich die Universität Regensburg 2017 um einen ge-
meinsamen Forschungsbau – das Regensburg Center for Ultrafast
Nanoscopy (RUN) – in dem erstmals bewegte Superzeitlupenfilme Bundes und des Freistaats Bayern mit insgesamt 40 Millionen Euro
aus dem Nanokosmos möglich werden sollen. Der Antrag wurde gefördert und bis 2023 abgeschlossen sein.
mit Bestnoten begutachtet und am 27. April 2018 vom Wissen- Die Kernaufgabe des RUN besteht darin, ultraschnelle Elementar-
schaftsrat mit der höchsten Förderempfehlung bewilligt. Damit dynamik direkt in Ort und Zeit aufzuspüren und deren Folgen für
erhält die Universität Regensburg ihren ersten Forschungsbau den Ausgang biologischer, chemischer und physikalischer Prozesse
überhaupt. Die Errichtung des neuen Gebäudes auf dem südlichen zu klären. Hierzu werden geeignete ultraschnelle Nanoskopie-Ver-
Campus zwischen den beteiligten Fakultäten sowie die Erstausstat- fahren entwickelt. Obgleich zahlreiche renommierte Forschungsins-
tung mit Großgeräten wird in einer gemeinsamen Anstrengung des titute weltweit diese Vision verfolgen, gelang es bislang ausschließ-
lich an der Universität Regensburg, die Bewegung eines einzelnen
Molekülorbitals direkt in Ort und Zeit aufzulösen. Aufgrund dieses
und vieler weiterer Durchbrüche sieht sich das RUN gut gerüstet,
Grafik © Fritsch + Tschaidse Architekten GmbH, München plexität zu erreichen. Das RUN wird damit nicht nur die bestehen-
um eine neue Qualität direkter Visualisierung und damit eine neue
Ebene des Verständnisses des Nanokosmos in seiner ganzen Kom-
den Stärken in den Bereichen Festkörper- und Nanophysik (SFB
689, SFB 1277, GRK 1570), Funktion der Niere (SFB 699, SFB1350),
Ribosomale Biogenese (SFB 960) und Photokatalyse (GRK 1626)
ausbauen. Dank seiner fachübergreifenden Idee soll das RUN auch
als Basis für künftige interdisziplinäre Drittmittel-Verbundprojekte,
als Brücke zwischen den Grundlagenwissenschaften und anwen-
die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zu Industriekooperatio-
nen dienen.
https://www.uni-regensburg.de/pressearchiv/
Architektenskizze des Forschungsbaus RUN. dungsorientierter Technologieentwicklung sowie als Plattform für
pressemitteilung/868255.html
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