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Mitteilungen der Universität Regensburg

UR-Forscher lüften weiteres Geheimnis der Ameisenforschung

Kristalline Strukturen zeigen künftige Königin an


09. Februar 2023

Wie aus einem Ameisenei eine fertile Königin oder eine sterile Arbeiterin wird, ist eine der ältesten Fragen der Ameisenforschung. Der Lösung dieses Geheimnisses sind Forscher*innen der Universität Regensburg rund um die Evolutionsbiologin Dr. Eva Schultner nun ein ganzes Stück nähergekommen. Ihre Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.
Die Ameisenart Cardiocondyla obscurior wird seit 20 Jahren an der Universität Regensburg untersucht, und jetzt haben Dr. Eva Schultner und das CoRe Team (Cardiocondyla obscurior Research, www.cardiocondyla.org) kristalline Strukturen entdeckt, mit deren Hilfe schon im Ei erkannt werden kann, ob es sich um eine zukünftige Königin handelt. Das zeigt, dass die Königin volle Kontrolle über die Entwicklung ihrer Nachkommen hat, und räumt mit der allgemeinen Annahme auf, dass es die erwachsenen Arbeiterinnen sind, die darüber entscheiden, ob neue Königinnen oder Arbeiterinnen herangezogen werden. 
„Bisher waren Untersuchungen von Kastenentwicklung weitestgehend auf die Honigbiene beschränkt, da diese ihre zukünftigen Arbeiterinnen und Königinnen in verschiedenen Brutzellen heranzieht, so dass Forschende leicht erkennen können, um welche Art von Brut es sich handelt. Im Ameisennest gibt es keine Brutzellen, es war bisher also fast unmöglich, die Entwicklung von Ameisenköniginnen und -arbeiterinnen gezielt zu verfolgen. Unsere Entdeckung erlaubt es uns nun, die Kaste schon im Ei zu erkennen, und ebnet somit den Weg für weitergehende Studien zu einer der ältesten Fragen der Ameisenforschung“, ordnet Dr. Schultner die Forschungsergebnisse ein.
Woraus die kristallinen Strukturen bestehen, ist noch unbekannt, aber das Merkmal wird bereits genutzt, um neue Erkenntnisse über die Entwicklung der zwei Kasten zu gewinnen. Diese Entdeckung reiht sich ein in die Liste an Besonderheiten dieser kleinen, weltweit verbreiteten Ameisenart, wie etwa das kleinste bisher bekannte Ameisengenom, kämpfende Männchen, und die verzögerte Alterung der Königinnen.

Originalpublikation:
Schultner, E., Wallner, T. Dofka, B., Brülhart, J., Heinze, J., Freitak, D., Pokorny, T. and Oettler, J., 2023, “Queens control caste allocation in the ant Cardiocondyla obscurior, Proceedings of the Royal Society B. 290:20221784.
http://doi.org/10.1098/rspb.2022.1784

Zur Cardiocondyla obscurior Research Group


Eine Königin der Art Cardiocondyla obscurior bei der Brutpflege. © Matti Leponiemi
 

Informationen/Kontakt

Dr. Eva Schultner
Zoologie/Evolutionsbiologie
Universität Regensburg
Tel.: +49 (0)941/943-3001
E-Mail: eva.schultner@ur.de

PD Dr. Jan Oettler
Zoologie/Evolutionsbiologie
Universität Regensburg
Tel.: +49 (0)941/943-2996
E-Mail: jan.oettler@ur.de
 

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