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Mitteilungen der Universität Regensburg

Wie klingt virtuelle Realität?

UR-Psychologen untersuchen, wie Raumklang das Erleben in virtueller Realität verändert


13. April 2023

Im Rahmen des interdisziplinären Schwerpunktprogrammes (SPP) „Audictive“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird das Hören in virtueller Realität erforscht. Auch an der Universität Regensburg konnte eine Kooperation von Psycholog*innen des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie mit Akustikern der Universität und der Jade Hochschule in Oldenburg starten. In diesem Projekt wird untersucht, wie modernste Verfahren zur Simulierung von Raumklang genutzt werden können, um hoch-realistische virtuelle Szenarien zu erstellen (zum Beispiel einen virtuellen Sprachkurs in einem Seminarraum).

Dabei sollen sich Personen in virtueller Realität so fühlen, als seien sie in einem echten Seminarraum und umgeben von anwesenden Teilnehmenden. Dafür benötigt es nicht nur ein überzeugendes visuelles Modell des Raumes, sondern auch eine realistisch klingende akustische Umgebung. Hier kommen die Methoden der Akustiker zum Einsatz, die mittels Audiorendering einen Höreindruck erzeugen, bei dem man möglichst nicht unterscheiden kann, ob die Schallquelle im Raum echt oder simuliert ist. 

Um einen solchen Höreindruck zu erzeugen, müssen individuelle anatomische Unterschiede berücksichtigt werden. So haben etwa die Beschaffenheit von Kopf, Schulter und vor allem der Ohrmuschel einen Einfluss darauf, wie Geräusche wahrgenommen werden. Um diesen Einfluss zu charakterisieren, muss die sogenannte individuelle „Head-Related-Transfer-Function“ (HRTF) berechnet werden. Auch moderne Spielekonsolen (z.B. Playstation 5) setzen auf HRTFs um Klang und Spielerlebnis zu verbessern. In den Laboren der Psychologie in Regensburg konnte nun ein Messgerät in Betrieb gehen, welches die Messung individueller HRTFs erlaubt.

Messaufbau für die individuelle HRTF: Versuchspersonen nehmen in der Mitte des Bogens Platz und werden von 24 verschiedenen Lautsprechern in allen hörrelevanten Frequenzen beschallt, während der Bogen sich um die Personen dreht. © Sarah Roßkopf


So konnte die Grundlage für eine hervorragende Simulation der Akustik in virtuellen Umgebungen an der UR gelegt werden. Nun beginnen die Untersuchungen in virtueller Realität.

Virtuelles Seminarszenario: Es werden räumliches Hören und Aufmerksamkeitsprozesse in virtueller Realität untersucht. © Foto (li) Sarah Roßkopf, Screenshot (re.) Leon Kroczek


Nach aktuell geplanten grundlegenden Studien zum Einfluss der Hörsimulation auf das Erleben, Aufmerksamkeitsprozesse und kognitive Funktionen in virtueller Realität soll später die Nutzbarmachung der Erkenntnisse für die klinische Psychologie erfolgen. So soll der Einfluss von akustischen Prozessen auf das Erleben von sozialem Stress und sozialer Angst in virtueller Realität untersucht werden. Die Erkenntnisse können wiederum genutzt werden, um bspw. die Therapie von sozialen Angststörungen zu optimieren. Eine Möglichkeit der Behandlung ist die virtuelle Expositionstherapie, bei der sich Patient*innen den eigenen Ängsten stellen und einen Vortrag vor virtuellen Agent*innen halten. Die Erfolgsquoten von (virtuellen) Expositionstherapien sind sehr hoch und sie sind das Mittel der Wahl bei Angststörungen.

Für die Durchführung der Studie suchen die Forschenden immer wieder Interessierte, die gerne an Experimenten in der Virtuellen Realität teilnehmen möchten. Der zeitliche Aufwand wird entschädigt. Bei Interesse senden Sie eine Mail an researcher1.rosskopf@psychologie.uni-regensburg.de.


Weiter Infos finden Sie unter Studienportal - Universität Regensburg (uni-regensburg.de) www.uni-regensburg.de/humanwissenschaften/psychologie-muehlberger/studienportal/index.html


Informationen/Kontakt

Sarah Roßkopf, M.Sc.
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Universität Regensburg
Tel.: + 49 (0)941/943-6042
E-Mail: sarah.rosskopf@ur.de
 

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