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Mitteilungen der Universität Regensburg

Die große Ausstrahlung von "Beyond Canon_"

Ein Ort, um in der Wissenschaft Freunde und Verbündete zu finden


11. März 2024

Die DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Jenseits des Kanons“/Centre for Advanced Studies (CAS) „Beyond Canon_“ an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg (UR) zieht immer mehr internationale Wissenschaftler*innen an, die hier forschen wollen, auch ohne eines der begehrten DFG-Forschungsstipendien zu bekommen. Sie kommen mit ihren Drittmittel-Forschungsprojekten, finanziert durch DFG-Eigene Stellen, Alexander von Humboldt-Fellowships, die Fritz Thyssen Stiftung, Margarita Salas Foundation oder den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) – um nur eine Auswahl zu nennen – trotzdem an die UR, um das große globale, interdisziplinäre Netzwerk hochrangiger Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen zu nutzen, das „Beyond Canon_“ aufgebaut hat. Sie kommen aber auch wegen der Freundschaften, die man hier knüpfen kann. Den Erfolg des CAS belegen seine Agglomerationseffekte und Strahlkraft, verkörpert durch die zahlreichen Forschenden verschiedener Karrierestufen und Disziplinen, die in der Nähe der Lehrstühle der Direktoren des Centres, Prof. Tobias Nicklas, Prof. Dr. Harald Buchinger und Prof. Dr. Andreas Merkt, arbeiten möchten. Seit Gründung des CAS nahmen die drei Professoren fast 30 zusätzliche individuelle Drittmittelprojekte auf (10 DFG-Eigene Stellen, 12 Humboldt-Fellows sowie jeweils ein Projekt gefördert durch Fritz Thyssen, Gerda Henkel, Margarita Salas und SNF). 

Die Agglomerationseffekte von “Beyond Canon_” tragen Früchte – und lassen Träume wahr werden 

Der Schweizer Postdoc Dr. K. Luc Bulundwe hörte erstmalig durch einen befreundeten Wissenschaftler, der über Papst Benedikt XVI. publizierte, von der UR. „Und dann erfuhr ich auch recht schnell, dass der dortige Prof. Tobias Nicklas ein sehr bedeutender Wissenschaftler im Bereich Exegese des Neuen Testaments ist." Während der Arbeit an seiner Dissertation wurde er von Prof. Dr. Jörg Frey (Universität Zürich mit guten Kontakten zur UR) nach seinen Plänen für die Zeit danach gefragt. Da Luc ein Forschungsprojekt über die Offenbarung des Johannes plante, tauchte Prof. Nicklas‘ Name als Experte in diesem Bereich wieder auf. „Das erste Mal besuchte ich Regensburg und das Centre im Jahr 2021 und kurze Zeit später hatte ich die Gelegenheit, meinen Projektentwurf zu präsentieren,“ erzählt Luc. Dann fiel die Entscheidung recht schnell, sein SNF-gefördertes Postdoc-Projekt nach Regensburg zu bringen. „In der Zwischenzeit hatte ich nicht nur Prof. Nicklas wiedergetroffen, sondern auch Prof. Dr. Michael Sommer kennengelernt, ehemaliger Doktorand von Prof. Nicklas und heute Professor in Frankfurt, ein weiterer Experte in dem Bereich, in dem ich auch forsche“ – das Netzwerken zeigte sich erfolgreich.

Dr. K. Luc Bulundwe © Dr. K. Luc Bulundwe


Die Italienerin Dr. Elisa Manzo schrieb ihre Dissertation im Rahmen eines gemeinsamen PhD-Programms zwischen Italien und Spanien über den spätantiken Theologen und Historiker Orosius. Bereits während ihres Master-Studiums beschäftigte sie sich mit Orosius und las in diesem Kontext zum ersten Mal über die UR: Adolf Lippold, 1968–1994 Professor für Alte Geschichte an der UR, gilt als einer der führenden Orosius-Forscher. Elisas Doktorvater Prof. Luca Arcari – ein ehemaliger “Beyond Canon_”-Fellow – kontaktierte Prof. Nicklas und bahnte so den Weg für Elisa, als “Margarita Salas” Postdoctoral Fellow ein Jahr in Regensburg zu forschen. Für Elisa war das CAS das ideale Arbeitsumfeld: Sie knüpfte Kontakte mit Expert*innen, erhielt Ratschläge und Feedback von Theolog*innen und Bibelwissenschaftler*innen. Auch aus persönlicher Sicht beschreibt Elisa ihre Erfahrung als äußerst wertvoll, denn an der UR zu Orosius zu forschen, fühlte sich an, wie Orosius nach Hause zu bringen: „Damit schloss sich der Kreis,“ so Elisa. Die vielbetonten Agglomerationseffekte und das Netzwerk von „Beyond Canon_“ fruchteten für die junge Wissenschaftlerin auch an anderer Stelle – sie wurde eingeladen, die interdisziplinäre Ringvorlesung „Antike Weltuntergänge“ im Oktober 2023 mit einem Vortrag offiziell zu eröffnen. Nicht nur um Orosius bekannter zu machen, sondern auch, um ihre Forschung zu präsentieren und ihre Sichtbarkeit als Wissenschaftlerin zu erhöhen, war Regensburg eine sehr positive Erfahrung, berichtet Elisa. „Hier fand ich die Motivation und Unterstützung, um erfolgreich ein Panel bei der renommierten internationalen Patristik-Tagung in Oxford einzureichen, womit wirklich ein Traum wahr wurde – Dank des Centres!“ 

Dr. Elisa Manzo © Charlotte v. Schelling


Das Centre-Netzwerk ermöglicht weiterführende Projekte 

Dr. Jacob A. Lollar, ein Alexander von Humboldt-Postdoc aus den USA, erfuhr ebenfalls durch eine „Beyond Canon_“-Fellow von Regensburg und der Existenz des Centres. 2019, als er Postdoc in Texas war, traf Jacob auf einer internationalen Konferenz Prof. Janet E. Spittler (University of Virginia), zu dieser Zeit Fellow am Centre, und sie sagte zu ihm: „Ich werde die nächsten Jahre deines Lebens planen“ – und diese Planungen stellten sich als erfolgreich heraus. Auch Prof. Nicklas nahm an dieser Konferenz teil, berichtete über das CAS und die Forschung an apokryphen Schriften, „und der Rest ergab sich,“ so Jacob weiter. Zwei Jahre später wurde sein Humboldt-Antrag bewilligt und 2022 zog er mit seiner Familie nach Regensburg. Von hier aus konnte er an einem Workshop in Glasgow teilnehmen, organisiert von Wissenschaftler*innen aus Glasgow, Oslo und dem Centre – ein Netzwerk, das sich zu einer dauerhaften Verbindung mit vielen Plänen für zukünftige Kooperationen entwickelte. „Ich hätte mir nie vorstellen können, wie viele wunderbare Menschen ich hier treffen würde. Alle sind so herzlich. Und die Verbindungen, die ich vor allem auch mit Oslo und Glasgow knüpfen konnte, haben mir bei der Beantragung weiterer Drittmittel geholfen: Durch deren Unterstützung und Ermutigung habe ich mich erfolgreich für die British Academy beworben,“ erklärt Jacob und verdeutlicht damit: Das „Beyond Canon_“-Netzwerk ist bei weitem nicht nur auf Regensburg beschränkt. 

Dr. Jacob A. Lollar © Dr. Jacob A. Lollar


Die Strahlkraft des Centres innerhalb der UR: vom CAS über die Fakultät für Katholische Theologie zu den Bildkünsten des Mittelalters 

Auch innerhalb der UR werden durch das CAS Verbindungen geschaffen, zum Beispiel durch den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft Prof. Harald Buchingers, einer der Direktoren des Centres. Der Kunsthistoriker Dr. Martin Lešák aus der Tschechischen Republik ist mit seinem Humboldt-Postdoc-Projekt am Lehrstuhl angesiedelt und teilt seine Einblicke. Durch seine Dissertation kam er in Kontakt mit Prof. Buchinger, der ihn bei seinem Antrag für die Humboldt-Stiftung unterstützte. „Nach meiner Dissertation erschien mir das eine bemerkenswerte Gelegenheit, mich tiefer mit liturgischen Quellen und Geschichte zu befassen, und bisher hat sich die Arbeit hier am Lehrstuhl wirklich als bereichernde Erfahrung erwiesen, auch Dank des CAS und seiner Interdisziplinarität. Seit ich an der UR bin, konnte ich bei den Fellows‘ Brunches des Centres hervorragende kunsthistorische Vorträge hören, zum Beispiel über San Giovanni a Porta Latina in Rom von Prof. Sible de Blaauw, der schon mehrfach Fellow am CAS war“, so Martin. Die Veranstaltungen des Centres sind in der Fakultät gut bekannt und die Menschen sind interfakultär und interdisziplinär zur Teilnahme eingeladen, eine Verflechtung, die Martin sehr schätzt. Zudem hatte er die Möglichkeit, sein Netzwerk auch noch in eine andere Richtung zu erweitern: „Ich freue mich sehr darüber, dass ich mit Prof. Buchinger und Prof. Dr. Albert Dietl [Professor für mittelalterliche Kunstgeschichte an der UR] im Sommersemester 2024 ein Seminar vorbereiten kann, das sich mit Kunst und Liturgie im mittelalterlichen Rom beschäftigt.“

Dr. Martin Lešák © Dr. Martin Lešák


Menschen und Bücher: Das Netzwerk und die Bibliothek des CAS sind sein größtes Kapital

Jacob, der Experte für (Alt-)Syrisch, erinnert sich, wie schwierig es war zu entscheiden, welche Bücher von den USA nach Deutschland mitkamen. Er war sehr überrascht, als er hier viele Ressourcen vorfand – sowohl in Bezug auf Bücher als auch in Bezug auf weitere Experten, z.B. Prof. Buchinger und Dr. Mari Mamyan, eine armenische Wissenschaftlerin mit ergänzendem Fachwissen – etwas, was er so nicht erwartet hatte. „Das war eine große und erfreuliche Überraschung“, sagt er, „das Ausmaß an Zusammenarbeit, Hilfe und Kollegialität war bisher unglaublich: Verbündete in der Wissenschaft gefunden zu haben, auf die man sich immer verlassen kann, war wundervoll.“


Informationen/Kontakt

Charlotte von Schelling
Centre for Advanced Studies "Beyond Canon_" (FOR 2770)
UR - Universität Regensburg
E-Mail:Charlotte.Von-Schelling@ur.de 

Kommunikation & Marketing

 

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