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Aktuelle Meldungen aus der Forschung an der UR

Macht die Lehrkraft den Unterschied?

BMBF fördert Forschung zu Bedingungsfaktoren für guten Unterricht mit 2 Mio. Euro


29. Juli 2021

Mit mehr als 2 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden fünf Jahren die Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV, die von Dr. Alfred Lindl, Methoden der empirischen Bildungsforschung an der Universität Regensburg, geleitet wird. FALKO-PV steht als Abkürzung für „Fachspezifische Lehrkraftkompetenzen – Prädiktive Validierung von Professionswissenstests für Lehrkräfte in sechs Unterrichtsfächern (Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Mathematik und Physik)“.


Gruppenfoto der Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV. Foto: Stefan Böhringer

Die Forschungsgruppe geht der Frage auf den Grund, was guten Unterricht in diesen unterschiedlichen Schulfächern ausmacht. Gut erforscht ist das Thema nämlich bislang fast nur in Bezug auf die Mathematik, wo mit COACTIV (Cognitive Activation in the Classroom) eine wegweisende Ergänzungsstudie zur deutschen PISA-Untersuchung 2003/04 erschienen ist. Das neue, vom BMBF geförderte Projekt FALKO-PV wird nun auch für andere Fächer untersuchen, welche Einflussfaktoren ausschlaggebend für Lernerfolge von Schülerinnen und Schüler sind. Der Fokus des interdisziplinären Forschungsteams liegt dabei zunächst auf dem domänenspezifischen Professionswissen von Lehrkräften an weiterführenden Schulen, zu dem die Bereiche des Fachwissens und des fachdidaktischen Wissens gehören und das als handlungsleitend beim Unterrichten gilt. Dieses Professionswissen wird mithilfe von hierzu eigens konzipierten Testinstrumenten erfasst, um deren Vorhersagekraft in Bezug auf Unterricht und dessen Zielkriterien zu überprüfen (sog. prädiktive Validierung). Wie umfangreich ist das Wissen von Lehrkräften in ihrem Unterrichtsfach und wie umfassend ihr fachdidaktisches Wissen, also wenn es darum geht, der Klasse Fachinhalte angemessen zu vermitteln, typische Fehlvorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und ggf. zu berichtigen oder für eine bestimmte Lerngruppe die passenden Unterrichtsmaterialien auszuwählen? Doch erteilt eine Lehrkraft, die über ein hohes Professionswissen verfügt, tatsächlich auch besseren Unterricht?

Qualitätsmerkmale von Unterricht sind somit ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt der Forschungsgruppe. Aktuell wird Unterrichtsqualität in der (deutschsprachigen) empirischen Bildungsforschung vor allem über drei sogenannte Basisdimensionen beschrieben: effektive Klassenführung, konstruktive Unterstützung und kognitive Aktivierung. Hohe Ausprägungen in diesen Merkmalen gelten allgemein als besonders vorteilhaft für den Unterricht und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Dr. Alfred Lindl und sein Team möchten herausfinden, inwiefern diese Merkmale für alle untersuchten Fächer – Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Physik und zu Vergleichszwecken die bereits gut untersuchte Mathematik – relevant sind und wo Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den Disziplinen liegen. Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass zusätzlich zu den bisherigen Dimensionen für jedes Fach weitere, fachspezifische Aspekte existieren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität des Unterrichts und den Lernerfolg der Klasse haben. Im Fach Englisch ist zum Beispiel anzunehmen, dass hierfür eine auf den jeweiligen Kenntnisstand der Lerngruppe genau abgestimmte Verwendung der Fremdsprache eine besondere Rolle spielt. Sind für die einzelnen Fächer potenziell einflussreiche Merkmale identifiziert, werden diese beschrieben, messbar gemacht und ihre Bedeutung für qualitätsvollen Unterricht untersucht. Darauf fußend soll schließlich die Wirkungskette von der Kompetenz der Lehrkraft bis hin zur Leistung der Schülerinnen und Schüler empirisch überprüft werden – für vier der beteiligten Fächer (Deutsch, Englisch, Evangelische Religion und Latein) sogar erstmals.

Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt haben das Potenzial, die Qualität des Unterrichts in den untersuchten Fächern langfristig zu erhöhen, und könnten auch wichtige Impulse für die Optimierung der Lehrkräftebildung geben. Nach Abschluss der Studie plant das Team, seine Ergebnisse nicht nur in Fachpublikationen zu veröffentlichen, sondern sie auch auf einer Internetplattform zu präsentieren, die Lehramtsstudierenden, Referendarinnen und Referendaren, Lehrkräften und allen, die an der Lehrkräfteaus-, -weiter- und -fortbildung beteiligt sind, zur Verfügung steht.

FALKO-PV wird über das Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung des BMBF gefördert. Das Programm nimmt sich aktuellen Herausforderungen im Bildungswesen an und soll über die empirische Bildungsforschung Wissensgrundlagen für rationale Entscheidungen in Bildungspolitik und Bildungspraxis schaffen. Ziel ist es, auf dieser Basis die Bildungschancen für alle Menschen zu erhöhen. Durch die Bewilligung der Nachwuchsforschungsgruppe stärkt das BMBF den langjährigen Forschungsschwerpunkt zu Kompetenzen von Lehrkräften an der Universität Regensburg und ermöglicht die Fortsetzung der im Vorgängerprojekt FALKO begonnenen Forschungsarbeit. Im Projekt FALKO-PV arbeiten die sechs Didaktiken Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Mathematik und Physik interdisziplinär zusammen; Kooperationspartner sind Fachdidaktiker:innen der Universitäten Regensburg, Passau, Augsburg und Erfurt.


Ansprechpartner für die Medien

Projektleiter: Dr. Alfred Lindl

Universität Regensburg

Professur für Methoden der empirischen Bildungsforschung

Telefon: 0941 943-7633

E-Mail: alfred.lindl@ur.de

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