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Aktuelle Meldungen aus der Forschung an der UR

„Parabiblical Literature in Armenia and its Social Locations”

Die internationale Konferenz zu armenischer parabiblischer Literatur vereinte mit Traditionen „Jenseits des Kanons“ und Area Studies zwei Forschungsschwerpunkte der UR


13. November 2023

Ende Oktober fand am Centre for Advanced Studies „Beyond Canon_“ (DFG-FOR 2770) die viertägige internationale Konferenz „Parabiblical Literature in Armenia and its Social Locations. Studying Parabiblical Literature: Past Scholarship and Future Potential“ statt. Organisiert wurde die Tagung von Dr. Mari Mamyan (DFG-Eigene Stelle, ehemals Postdoctoral Fellow des CAS „Beyond Canon_“) und Prof. Dr. Tobias Nicklas, Sprecher des CAS „Beyond Canon_“. 

Viele junge Forscher*innen beeindruckten neben Koryphäen des Faches

Aus diesem Anlass kamen zahlreiche renommierte Wissenschaftler*innen der Armeniologie an die Universität Regensburg. Viele Forscher*innen aus Eriwan, vor allem junge weibliche, wie z.B. Dr. Lusine Sargsyan und Seda Manukyan, beeindruckten mit exzellenten Forschungsbeiträgen. Daneben sorgte aber auch die Präsenz der gesammelten internationalen Prominenz des weiten Faches für Aufsehen und zeugte vom hohen Renommee des Standortes Regensburg in diesem Bereich, der nur durch den großen Erfolg von „Beyond Canon_“ entstehen konnte. Aus Jerusalem und Kalifornien kamen mit Prof. em. Dr. mult. Michael E. Stone und Prof. em. Dr. Abraham Terian zwei Persönlichkeiten, die das Feld durch ihre Forschung über viele Jahrzehnte hinweg geprägt haben und bis heute prägen. Durch ihre zahlreichen Positionen als Gastwissenschaftler und Professoren an verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen weltweit konnten sie ein Netzwerk aufbauen, von dem heute „Beyond Canon_“ profitiert und es durch die fruchtbare Forschung in Regensburg um den hiesigen Standort erweitert hat. 

Armeniologie: Schwerpunkte Eriwan und Jerusalem neben Frankreich, den USA und Italien

Prof. Stone, Emeritus der Hebrew University of Jerusalem und Doyen der Armeniologie, feierte zudem trotz des kurz vor seiner Anreise begonnen Krieges seinen 85. Geburtstag in Regensburg. Prof. Terians biographische Wurzeln liegen ebenfalls in Jerusalem, konkret: im armenischen Viertel der Stadt, die sich dadurch und die Präsenz weiterer Wissenschaftler*innen, z.B. Dr. Shlomi Efrati, aus Israel, neben Eriwan als zentraler Knoten des Netzwerkes herausstellte. Aus den USA reiste Prof. Dr. Gregory Sterling/Yale Divinity School an, der sich die Teilnahme auch durch eine kurzfristig anberaumte Konferenz der Dekane der Yale University – zu denen er ebenfalls zählt – nicht nehmen ließ. Die Chance, an der Tagung in Regensburg teilzunehmen, war nicht nur eine Möglichkeit, langjährige Freunde wiederzutreffen, sondern ebenfalls das Centre persönlich kennenzulernen und dadurch die Beziehungen zwischen Yale und der UR zu stärken. 

Die junge Armeniologin Dr. Mari Mamyan bildete Regensburg als weiteres Zentrum des Faches heraus

Seit fast fünf Jahren lebt die Hauptorganisatorin der Tagung, Dr. Mari Mamyan, in Regensburg. Als Postdoktorandin startete sie, vom Mesrop-Mashtots-Institut Matenadaran (dem weltgrößten Zentralarchiv für armenische Handschriften) in Eriwan kommend – wie zahlreiche Teilnehmende der Konferenz –, ihre weitere Karriere hier am CAS „Beyond Canon_“ und warb während ihrer Zeit als Stipendiatin erfolgreich ihre DFG-Eigene Stelle an der UR ein. Durch ihre Erfolgsgeschichte leistete und leistet Mamyan einen wertvollen Beitrag zur internationalen Sichtbarkeit nicht nur ihrer Person sowie ihrer Disziplin, sondern auch des Centres „Beyond Canon_“ in Regensburg. Die Wissenschaftlerin äußerte sich dazu: „Eine beträchtliche Anzahl von Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Armenienkunde hat es ermöglicht, den besonderen Charakter der christlichen armenischen Kultur herauszuarbeiten. Die meisten dieser Errungenschaften sind jedoch nur einem kleinen Kreis von Fachleuten bekannt, während die breitere Gesellschaft immer noch ein eher vages Verständnis von Armenien und seiner Vergangenheit hat. Die vom Centre for Advanced Studies ‚Beyond Canon_‘ mitorganisierte Konferenz, die führende Spezialisten und junge Wissenschaftler*innen zusammenbrachte, ist ein bedeutender Beitrag nicht nur zur Vertiefung unserer Kenntnisse über die armenische apokryphe Tradition, sondern auch für die Armeniologie im Allgemeinen.“

Dr. Mari Mamyan © Charlotte von Schelling/“Beyond Canon_”


„Beyond Canon_“ deckte mit Tagung parabiblische Traditionen “jenseits des Kanons“ und Area Studies ab 

Bibelrezeption, parabiblische Traditionen sowie die Konstruktion von Identitäten in einer bestimmten Region und in der Diaspora wurden in den zahlreichen Vorträgen der Konferenz beleuchtet. Damit widmeten sich die vorgestellten Forschungsprojekte zwei profilbildenden Forschungsschwerpunkten der UR: Traditionen jenseits des biblischen Kanons sowie Area Studies gleichermaßen, die in dieser so dargestellten untrennbaren Verzahnung auch einen Schwerpunkt des Centres for Advanced Studies bilden.
Armenien, das im September 2023 wegen der fast vollständigen Vertreibung der Bevölkerung aus Bergkarabach/Arzach eine humanitäre Katastrophe erlebt hatte, die jedoch größtenteils im „Toten Winkel“ der weltpolitischen Aufmerksamkeit vonstattenging, stellt nicht nur deswegen eine soziokulturelle Region dar, die besondere Aktualität besitzt, sondern auch und vor allem, weil der Gefahr entgegen gewirkt werden muss, dass durch die jüngsten Entwicklungen zahlreiche Denkmäler von der Zerstörung bedroht sind. Die Unterstützung aus Regensburg ist stark. Prof. Nicklas konstatierte dementsprechend: „Mit dieser weltweit erstrangig besetzten Konferenz möchte Beyond Canon nicht nur seine Arbeit an armenischen Apokryphen vertiefen, sondern auch eine Plattform bieten, um ein tieferes Bewusstsein für die faszinierende und gleichzeitig hoch bedrohte Kultur Armeniens zu schaffen, dessen Leiden in der Vergangenheit, aber auch heute wieder gerade hier in Deutschland nicht übersehen werden darf.“ Das kulturelle Erbe im Speziellen hob Prof. em. Dr. Bernard Outtier aus Frankreich hervor, indem er festhielt: „Was für jeden sofort verständlich ist, ist das sehr reiche künstlerische Erbe, das die Kopisten und Illustratoren so vieler Manuskripte und die Architekten so vieler alter Kirchen und Klöster hinterlassen haben. Die letzten Jahre und Monate haben uns große Sorgen um die Zukunft dieses wunderbaren Erbes gemacht: Wir müssen alles tun, um seine mögliche Vernichtung zu verhindern.“ Prof. Dr. Harald Buchinger, stellv. Sprecher des Centres, betonte: „Im Laufe der Geschichte hat die armenische Bevölkerung gezeigt, dass Offenheit für kulturelle, intellektuelle und religiöse Einflüsse aus aller Welt und die Beibehaltung der eigenen Identität kein Widerspruch sein müssen. Die Erforschung des armenischen Erbes ist eine Übung in Offenheit und Integration.“



Teilnehmende der Konferenz © Charlotte von Schelling/“Beyond Canon_”


Informationen/Kontakt

Charlotte von Schelling

UR - Universität Regensburg
Centre for Advanced Studies "Beyond Canon_" (FOR 2770)
E-Mail: Charlotte.Von-Schelling@ur.de 

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