Jede Sekunde unseres Lebens strömt eine immense Menge von Information auf unsere Sinne ein. Wie viel davon über den Moment hinaus im Gedächtnis gespeichert wird, ist eine Frage, die Menschen schon immer interessiert hat. Allein schon aufgrund der außerordentlich riesigen Datenmengen war man bisher davon ausgegangen, dass die meiste Information schnell verblasst und nur ein kleiner Teil langfristig gespeichert wird. Das Ziel unserer Forschung besteht darin zu untersuchen, inwiefern Menschen möglicherweise weitaus mehr abspeichern als bisher angenommen. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass Erinnerungen an vergangene Ereignisse weitaus detaillierter sind als bisher vermutet.
Publikationen:
Hutmacher, F. & Kuhbandner, C. (2018). Long-Term Memory for Haptically Explored Objects: Fidelity, Durability, Incidental Encoding, and Cross-Modal Transfer. Psychological Science, 29(12), 2031-2038. Link
Kuhbandner, C., Rosas-Corona, E.A. & Spachtholz, P. (2017). High-fidelity visual long-term memory within an unattended blink of an eye. Frontiers in Psychology 8:1859.
Spachtholz, P. & Kuhbandner, C. (2017). Visual long-term memory is not unitary: Flexible storage of visual information as features or objects as a function of affect. Cognitive, Affective and Behavioral Neuroscience, 17, 1141-1150.
Das Erleben von Emotionen geht mit einer ganzen Reihe von Wirkungen auf verschiedene psychische Mechanismen einher. Das Ziel unserer Forschung besteht darin zu untersuchen, wie sich die Verarbeitung von Reizen – angefangen von der Wahrnehmung über die Abspeicherung bis hin zu Verhaltensreaktionen darauf – unter dem Einfluss von Emotionen verändert. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass das Erleben von Emotionen ein zentraler Mechanismus in unserem psychischen System ist um das Zusammenspiel zweier gegenläufiger Tendenzen zu steuern: Der Tendenz, bisher existierendes Wissen über die Welt aufrecht zu erhalten, und der Tendenz, dieses Wissen an neue Erfahrungen anzupassen.
Publikationen:
Kuhbandner, C., Spachtholz, P. & Pastoetter, B. (2016). Bad things come easier to the mind but harder to the body: Evidence from brain oscillations. Cognitve, Affective and Behavioral Neuroscience, 16, 768-778.
Spachtholz, P. & Kuhbandner, C. & Pekrun, R. (2016). Affect influences feature binding in memory: Trading between richness and strength of memory representations. Emotion, 16, 1067-1073.
Spachtholz, P., Kuhbandner, C., & Pekrun, R. (2014). Negative affect improves the quality of memories: trading capacity for precision in sensory and working memory. Journal of Experimental Psychology: General, 143, 1450-1456.
Annäherung und Vermeidung sind grundlegende Dimensionen von Motivation und Verhalten. Menschen streben danach, sich Positivem anzunähern und Negatives zu vermeiden. In unserer Forschung untersuchen wir unter anderem die Mechanismen, die der Steuerung von Annäherungs- und Vermeidungsverhalten zugrunde liegen sowie die Qualität von Messmethoden zur Erfassung von Annäherungs- und Vermeidungsverhalten. Schließlich setzen wir diese Messmethoden ein, um Annäherungs-/Vermeidungsverhalten in sozialen und pädagogischen Kontexten zu erfassen.
Publikationen:
Kuhbandner, C. & Haager, J.S. (2016). Overcoming approach and withdrawal habits: approaching former enemies is easier than withdrawing from former friends. Journal of Experimental Psychology. General, 145, 1438-1447.
Kriegelmeyer, R., De Houwer, J. & Deutsch, R. (2013). On the nature of automatically triggered approach-avoidance responses. Emotion Review, 5, 280-284.
Kriegelmeyer, R., Deutsch, R., De Houwer, J. & De Raedt, R. (2010). Being moved: Valence activates approach-avoidance behavior independently of evaluation and approach-avoidance intentions. Psychological Science, 21, 607-613.
Experimentelle Studien zeigen, dass das Testen gelernter Inhalte im Vergleich zu einem erneuten Lernen die langfristige Gedächtnisleistung verbessern kann. Darauf aufbauend empfehlen Gedächtnisforscher das Testen als eine wirksame, bisher jedoch kaum bekannte, Technik zur Förderung des Wissenserwerbs in pädagogischen Kontexten. Ziel unserer Forschung ist es zum einen, für pädagogische Kontexte relevante emotionale und motivationale Randbedingungen für die Wirkung von Tests zu untersuchen. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass Emotionen die Wirkung von Tests nicht zu beeinflussen scheinen, extrinsisch bedingte Motivation jedoch zu einer Beeinträchtigung der Wirkung führen kann. Zum anderen beschäftigen wir uns mit der generellen Übertragbarkeit der experimentellen Grundlagenforschung zur Wirkung von Tests auf angewandte pädagogische Kontexte. So stellt sich die Frage, ob sich die in Laborstudien gefundenen starken Effekte von Tests auch im Vergleich zu ökologisch valideren Vergleichsbedingungen finden lassen. Unsere Befunde deuten darauf hin, dass die Implikationen der Forschung zur Wirkung von Tests für angewandte Kontexte mit mehr Vorsicht betrachtet werden sollten.
Gefördert durch: DFG Projekt KU-3325/2-1 Förderliche Effekte des Testens auf das Erinnern: Die Rolle von Emotionen (Förderperiode: 04.2015 - 03.2017).
Publikationen:
Emmerdinger, K.J. Kuhbandner, C. & Berchtold, F. (2017). Testing emotional memories: does negative emotional significance influence the benefit received from testing? Cognition and Emotion. Epub ahead of print.
Kuhbandner, C., Aslan, A., Emmerdinger, K. J., & Murayama, K. (2016). Providing extrinsic reward for test performance undermines long-term memory acquisition. Frontiers in Psychology 7:79.
Kreativität ist ein populäres, gesellschaftlich relevantes Konstrukt, welches in der Psychologie als die Fähigkeit etwas zu schaffen, das originell und effektiv ist, beschrieben wird. Im Rahmen unserer Forschung beleuchten wir einerseits die spezifischen kognitiven Prozesse, welche Grundlagen dieser Fähigkeiten sind. Andererseits explorieren wir wie sich bspw. emotionale und motivationale Faktoren auf die kognitiven Aspekte der Kreativität auswirken. Die Ergebnisse unserer Forschung nutzen wir um darauf aufbauend Bildungs- und Förderprogramme zu gestalten, welche das systematische Trainieren kreativer Kompetenzen ermöglichen.
Publikationen:
Haager, J.S., Kuhbandner, C.* & Pektrun, R. (2018). To be bored or not to be bored - How task-related boredom influences creative performance. The Journal of Creative Behavior, 52(4), 297-304. (*shared first autorship).
Haager, J. S., Kuhbandner, C., & Pekrun, R. (2014). Overcoming fixed mindsets: the role of affect. Cognition & Emotion, 28, 756-767.
Humor gilt in der Emotionsforschung als effektive Strategie zur Emotionsregulation. Im Rahmen unserer Forschung untersuchen wir, inwieweit Humor nicht nur dazu beitragen kann, negative Emotionen zu regulieren, sondern sich darüber hinaus auch als funktional erweist. Im Fokus steht hierbei u.a. die Erinnerungsleistung an emotionsauslösende Ereignisse, wenn diese aus einer humorvollen Perspektive betrachtet werden. Unsere bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Humor in der Tat eine äußerst funktionale Strategie zum Umgang mit negativen Situationen zu sein scheint, da er uns helfen kann, uns besser zu fühlen und negative Stimuli zu vergessen, nachdem wir mit ihnen konfrontiert wurden, aber uns dennoch erlaubt relevante Informationen zurückzuholen, wenn nötig.
Publikationen:
Kugler, L. & Kuhbandner, C. (2015). That's not funny! - but it should be: effects of humorous emotion regulation on emotional experience and memory. Frontiers in Psychology 6:1296.
Das Vergehen von Zeit umfasst neben einer objektiven Dimension (chronologische Zeit) auch eine subjektive Dimension (gefühlte Geschwindigkeit und/oder Dauer eines chronologisch definierten Zeitintervalls). Unsere Forschung zielt darauf ab, Ursachen für unterschiedliche subjektiv wahrgenommene Geschwindigkeiten bzw. Zeitdauern zu identifizieren und die Auswirkungen auf psychische Prozesse zu untersuchen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Urteile zum Zeitvergehen in Hinblick auf die vergangene Lebenszeit unter anderem stark davon abhängen, ob und wie viele Erinnerungen zum Zeitpunkt der Einschätzung gerade aktiv erinnert wurden: Eine Periode des Lebens wird als schneller vergangen beurteilt, wenn zuvor keine oder sehr wenige Erinnerungen aktiviert wurden. Gleichzeitig konnten wir jedoch keine Evidenz dafür finden, dass intersubjektive Varianz in Ereignissen/Erinnerungen, die nicht salient sind, die Einschätzung des Zeitempfindens beeinflussen.
Publikationen:
Kosak, F. & Hilbert, S. (2021) The Passage of Years: Not a Matter of Covert Retrieval of Autobiographical Memories. Frontiers in Psychology. 12, 744551. Link
Kosak, F. & Kuhbandner, C. (2021) Reminiscing and the Passage of Years: Investigating the Role of Affective Autobiographical Memories in Passage of Time Judgments. Frontiers in Psychology. 12, 713264. Link
Kosak, F., Kuhbandner, C. & Hilbert, S. (2019). Time passes too fast? Then recall the past! - Evidence for a reminiscence heuristic in passage of time judgments. Acta Psychologica, 193, 197-202. Link
Stereotype und Voruteile bestimmen häufig unser Denken, Erleben und Verhalten, manchmal sogar obwohl wir dies nicht wollen. In unserer Forschung beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Stereotype und Vorurteile in Bildungssettings bei Lehrenden und Lernenden wirksam werden und ihr Verhalten beeinflussen. Zudem arbeiten wir an der Entwicklung von guten Messmethoden für Stereotype und Vorurteile.
Publikationen:
Degner, J., Essien, I., & Reichardt, R. (2016). Effects of diversity versus segregation on automatic approach and avoidance behavior towards own and other ethnic groups. European Journal of Social Psychology, 46, 783-791.
Kriegelmeyer, R., & Sherman, J.W. (2012). Disentangling stereotype activation and stereotype application in the Stereotype Misperception Task. Journal of Personality and Social Psychology, 103, 205-224.
Viele herkömmliche Formate zur Förderung evidenzbasierter Bildungspraxis implizieren, dass sich die Wissenschaft als Senderin von Wissen und die Bildungspraxis als Empfängerin verstehen, obwohl es sich bei Wissenschaft und Praxis nicht um hierarchisch untergeordnete Systeme, sondern um eigenständige Systeme mit unterschiedlichen Funktionsprinzipien handelt, in denen nach jeweils eigenen Rationalitätskriterien gedacht, bewertet und gehandelt wird. Das Forschungsprojekt zielt darauf, mittels einer digitalen Kommunikationsplattform einen Raum zu schaffen, der einen partnerschaftlichen Austausch von Wissenschaft und Praxis ermöglicht und zu thematischen Diskursen anregt, sodass beide Seiten von den jeweils unterschiedlichen Erfahrung und Handlungslogiken des anderen profitieren und lernen können.
Gefördert durch: Teilprojekt im Rahmen des durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung des BMBF geförderten Projekts "L-DUR" der Universität Regensburg.
(Förderperiode: 2020 - 2023).
Eine zentrales Qualitätsmerkmal erzieherischen Handelns ist die Reflelxion und funktionale Regulierung eigener und fremder Emotionen, eine Fähigkeit die unter den Begriff "Emotionale Kompetenz" gefasst wird. Grundlage hierfür ist eine Reflexion bisheriger und erwarteter emotionaler Erfahrungen, verbunden mit dem Ziel, individuelle Entwicklungsziele herauszuarbeiten. Das Ziel unserer Forschung besteht darin, ein auf den Lehramtsberuf abgestimmtes Trainingsprogramm hierzu zu entwickeln. Neben der Evaluation des Gesamttrainings werden in einer Reihe von Begleitstudien spezifische Wirkmechanismen untersucht wie die Wirksamkeit einer Android-App zur Reflexion von Emotionsregulationsgewohnheiten (Kooperation mit dem Lehrstuhl für Medieninformatik, Prof. Dr. Christian Wolff), die Zusammenhänge zwischen emotionaler Kompetenz, Persönlichkeitsmerkmalen, Berufswahlmotiven und arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern, der Wirksamkeit von Perspektivübernahme als kognitive Emotionsregulationsstrategie und der Auswirkung von Nähe zwischen Schüler und Lehrer auf Lehreremotionen.
Gefördert durch: Teilprojekt im Rahmen des durch die Qualitäsoffensive Lehrerbildung des BMBF geförderten Projekts "KOLEG - Kooperative Lehrerbildung gestalten" der Universität Regensburg (Förderperiode: 2015 - 2018).
Publikationen:
Kuhbandner, C., & Schelhorn, I. (2020). Emotionale Kompetenz: Theorien und Methoden für den Lehrberuf. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Schelhorn, I. (2017). Training emotional competence in teacher trainees. 3rd NPN International Research Seminar, 2017, Flakstad, Lofoten, Norway.
Schelhorn, I. & Kuhbandner, C. (2015). Training Emotional Competence in Ongoing Teachers: An Expanded Model. Poster presented at the 50th Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Leipzig.
Aus der experimentellen Forschung weiß man um die Bedeutung der positiven Wirkung von Humor und Lachen auf emotionaler, kognitiver und physiologischer Ebene. Um dieses Wissen nutzbar zu machen, wurde am Lehrstuhl ein Humortraining entwickelt, das Personen dabei unterstützen soll, den eigenen Humor effektiv zur Emotionsregulation einzusetzen und durch humorvolle Perspektivwechsel eine positivere Einstellung zu negativen Aspekten des Lebens einzunehmen. Im Rahmen unserer Forschung im klinischen Bereich untersuchen wir dabei auch, inwieweit sich diese Fähigkeit auf eine Linderung von Symptomen und Beschwerden auswirkt. Die Ergebnisse der Evaluation einer speziellen Variante des Trainings für stationäre SchmerzpatientInnen zeigen nicht nur, dass diese individuell unterschiedlich von einer solchen Humorgruppe profitieren können, sondern auch, dass Humor dabei helfen kann, die aktuelle empfundene Schmerzintensität zu verringern - und zwar deutlicher, als durch eine stationäre Schmerztherapie alleinig.
Publikationen:
Kugler, L, Kuhbandner, C., Gerum, S., Hierl, C. & Münster, T. (2019). Entwicklung und Evaluation eines Humortrainings in der stationären Schmerztherapie - Eine randomisierte kontrollierte Interventionsstudie. Poster präsentiert auf dem Deutschen Schmerzkongress 2019, Mannheim, Deutschland.
Ein zentrales Element einer erfolgreichen Lehramtsausbildung ist eine studienbegleitende Eignungsabklärung im Sinne einer Unterstützung von Reflexionsprozessen über das Berufsziel Lehramt vor dem Hintergrund einer fortwährenden Entwicklung personaler Kompetenzen (siehe Empfehlungen der KMK - Kultusministerkonferenz, 2013). Das Ziel des Projektes "MORE" ist die Entwicklung eines umfassenden Programms zur Eignungsabklärung. Dazu soll in einem ersten Schritt ein übergreifendes Reflexionsmodell basierend auf aktuellen psychologischen Theorien entwickelt und in begleitenden empirischen Studien überprüft werden. Im zweiten Schritt sollen darauf aufbauend verschiedene Instrumente zur Reflexionsförderung entwickelt und unter Einsatz quantitativer und qualitativer Verfahren evaluiert werden.
Gefördert durch: Teilprojekt im Rahmen des durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung des BMBF geförderten Projekts "KOLEG 2" der Universität Regensburg (Förderperiode: 2019 - 2023).
Publikationen:
Forster, M.S. (2015). Berufswahlmotive und biographische Daten von Lehramtsstudierenden. Unterschiede zwischen den Lehramtsstudierenden des Lehramts Grund- bzw. Primarschule und Studierenden anderer Lehramtsstudiengänge hinsichtlich Berufswahlmotiven und biographischer Daten. (LeBb-Studie). Universität Regensburg: Unveröffentlichte Zulassungsarbeit.
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