Die Perspektive landeshistorischer Professuren ist definiert durch einen räumlich begrenzten, aber chronologisch weiten Zugriff und durch thematische Offenheit ihrer Untersuchungsgegenstände. In diesem allgemeinen Rahmen setzt der Regensburger Lehrstuhl bewusst eigene Akzente und verfolgt Spezialisierungen. Er sieht sich als Teil eines Geflechts regionalkundlicher Disziplinen oder „area studies“, wie sie an der Universität Regensburg etwa mit der Geschichte Südost- und Osteuropas etabliert sind. In methodischer Hinsicht ist er komparatistisch ausgerichtet und zielt auf eine vergleichende Landes- und Regionalgeschichte, die auch über Bayern hinausblickt.
Landesgeschichte wird also nicht als Selbstzweck verstanden und auch nicht primär als Quelle tagespolitischer Identitätsstiftung, sondern dient vor allem dem Ziel, durch die Analyse vertiefender regionaler oder landesweiter Fallbeispiele Ansatzpunkte für strukturelle Typologisierungen und Problematisierungen sowie Referenzgrößen für vergleichende Forschungen im deutschen oder europäischen Rahmen zu gewinnen. Das heißt auch, dass es nicht um eine begrenzte staatszentrierte Politik- und Ereignisgeschichte geht, sondern um die Geschichte umfassender politischer Kulturen, landschaftlicher Mentalitäten, regionaler Identitäten und sozioökonomischer, kultureller, religiös-konfessioneller oder naturräumlicher Strukturen und Austauschprozesse jenseits der staatspolitischen Grenzen. Der inhaltlich-thematische Fokus des Lehrstuhls liegt dementsprechend auf dem Schnittfeld der Gesellschafts-, Wirtschafts-, Institutionen- und Kulturgeschichte. Eine ausschließende zeitliche Begrenzung gibt es dabei nicht, wohl aber eine gewisse Schwerpunktsetzung auf der Zeit seit dem 18. Jahrhundert bis hin zur regionalen Zeitgeschichte.
Mit all dem ist nicht gesagt, dass traditionelle Fragestellungen und Epochen bayerischer Geschichte im Lehrturnus ausgeblendet würden. Die Sicherung des Stoffes bleibt durch die verschiedenen Veranstaltungen des Lehrstuhlteams gewährleistet. Aber es sollen diejenigen Forschungsthemen gestärkt werden, die ein innovatives Potential, im Umfeld der Regensburger Forschungs- und Lehrakzente besondere interdisziplinäre Anschlussfähigkeit und mit Blick auf die Wissenschaftslandschaft Bayerns insgesamt ein eigenes, originelles Profil versprechen.
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