Der multidisziplinäre Themenverbund "Gewalt und Aggression in Natur und Kultur" untersucht Gewaltphänomene in vielfältiger Hinsicht: von den molekularen, genetischen und neurobiologischen Grundlagen von Aggressionsverhalten bis zu den historischen, kulturellen und politischen Ursachen und Formen von Gewalt in menschlichen Gesellschaften. Darüber hinaus erforschen wir die physischen, immunologischen und psychopathologischen Folgen von körperlicher oder psychosozialer Gewalt sowie die Darstellung von Gewalt in Kunst, Literatur und den neuen Medien.
stellen dringende Probleme unserer modernen Gesellschaft dar.
Gewaltverbrechen gehören zu den häufigsten Todesursachen bei 15- bis 44- Jährigen. Viele Menschen leiden unter körperlichen, sexuellen und mentalen Beeinträchtigungen, die durch Gewaltverbrechen verursacht wurden. Dennoch sind die biologischen, psychologischen, historischen und kulturellen Gründe und Konsequenzen von Aggression und Gewalt weitgehend unbekannt.
Mit dem Themenverbund "Gewalt und Aggression in Natur und Kultur" wird der Versuch unternommen, die Ansätze und Methoden unterschiedlicher Disziplinen zusammenzuführen, um zu einer tieferen und umfassenden Analyse des Gewaltphänomens zu gelangen.
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Der Themenverbund versteht sich auch als ein Beitrag zu dem akademischen Diskurs über das Verhältnis von Natur und Kultur. In den letzten Jahrzehnten wurden in den Naturwissenschaften Erklärungsmodelle entwickelt, welche die "Schwelle zur Kultur" (Edward O. Wilson) überschreiten. Dabei ist das alte Einheitsideal der Aufklärung wiederbelebt worden, demzufolge alle wissenschaftlichen Disziplinen durch eine gemeinsamen wissenschaftliche Rationalität verbunden sein sollten. In diesem Zusammenhang stehen zahlreiche Fragen zur Handlungsmotivation von Menschen und Tieren, zum "Wesen des Menschen", zu philosophischen und naturwissenschaftlichen Fragen über den "freien Willen", und - damit assoziiert - zur Rechtsprechung in unserer Gesellschaft und zum kulturellen Gedächtnis. Was unterscheidet unter evolutiven Aspekten die Be- (und Ver-) urteilung von "natürlichem Aggressionsverhalten von Tieren" und "Gewalttätigkeit beim Menschen"? Die Phänomene Aggression und Gewalt eignen sich in besonderer Weise, dem Natur-Kultur-Diskurs eine weitere Perspektive zu geben.
In this work aggression and conflict in man and other primates are interpreted in the light of evolutionary biology and game theory models.Unitlnow interdisciplinary collaboration between the humanities and the natural sciences has been rare and hampered by different methodologies and terminology. Nevertheless, such cooperation is essential for elucidating the causes and consequences of aggression in humans and in explaining what shape aggression takes in particular situations. The aim of this volume is to present empirical and theoretical studies from biologists and social scientists to create an interdisciplinary framework for understanding aggression.
Ralf Junkerjürgen/Isabella von Treskow (Hg.)
Amok und Schulmassaker
Kultur- und medienwissenschaftliche Annäherungen
In Computerspiel, Film, Literatur und Presse bzw. digitalen Medien spielen mediale Repräsentationen der Phänomene Amok und Schulmassaker bzw. "School Shootings" eine zentrale Rolle. Sie verleihen den quantitativ eher seltenen Gewaltexzessen eine enorme Sichtbarkeit und prägen ihr kollektives Bild. Der Fokus des Bandes liegt auf den genannten Kommunikationsformen wie Presse und Film sowie ihren Wirkungen. Hinzu treten kriminologische, psychiatrische bzw. psychologische Beiträge zu Ursachen und Präventionsmöglichkeiten dieser Art von Gewalt, die als spezifische Amok-Gewalt wahrgenommen wird.
"Amok und Schulmassaker" nähert sich den komplexen Phänomenen plötzlicher und massiver Individualgewalt interdisziplinär an und zeigt zum einen auf, inwiefern es sich dabei um ein stark verunsicherndes Moment handelt, das eine auf Rationalismus und Ökonomie basierende Gesellschaft zutiefst verstört.