Dürer gab im Jahre 1511 vier religiöse Holzschnittfolgen in Buchform heraus: Das Marienleben, die Große Passion, die Apokalypse und die Kleine Passion. Die ersten drei Werke, die Dürer selbst als die „großen Bücher“ bezeichnete, sind nicht nur durch ihr beeindruckendes Folioformat, sondern auch durch ihren Inhalt als Trilogie zu verstehen. Sie haben die christliche Eschatologie zum Thema, die als Prozess verstanden werden will: Die Inkarnation Gottes wird im Marienleben durch das Heilsgeschehen an den Eltern Mariens Anna und Joachim gegründet, der göttliche Wille auf Erden in der Passion vollzogen und in der Apokalypse das Reich Gottes vollendet.
Alle Texte wurden von dem humanistisch geprägten Mönch Benedictus Chelidonius verfasst, mit Ausnahme der Apokalypse: Dürer wählte hier den einprägsamen Bibeltext der Offenbarung des Johannes.
Die Kleine Passion, die wie ihr Name verrät, wurde in Quartformat gedruckt. Sie weist auch im Vergleich zu der Großen Passion und dem Marienleben eine Besonderheit auf: Der beigefügte Text stammt zwar von Chelidonius, allerdings wurde er nicht für diesen Zweck neu verfasst. Bereits 1508/9 wurden die Verse des Benediktiners zu Holzschnitten von Hans Wechtelin in Straßburg gedruckt.
Die Apokalypse hatte Dürer bereits in der Nürnberger Offizin seines Paten Anton Koberger 1498 verlegt. Für die spätere Auflage fertigte Dürer lediglich ein Titelbild neu an. Die vier Holzschnittfolgen wurden 1511 bei Hieronymus Höltzel gedruckt.
Die Kleine Passion umfasst 37, das Marienleben 20, die Große Passion 12 und die Apokalypse 15 ganzseitige Holzschnitte.
Allen Buchausgaben ist die Ausrichtung nach ästhetischen Kriterien gemeinsam: Ganzseitigen Holzschnitten auf der rechten Seite stehen links erläuternde Texte in proportioniertem Satz und moderner Type gegenüber.
Dieses konsequente Bemühen um ein ausgewogenes Verhältnis von Text und Bild ist in der Andachtsliteratur völlig neu.