Zu Hauptinhalt springen

WS 21/22

Das Spannungsfeld von Sein und Wahrheit auf der einen Seite sowie Schein, Täuschung und Lüge ist ein Grundproblem der europäischen Philosophie, Literatur und Kunst. Seit der griechischen Antike, als zum ersten Mal ein dezidierter Wahrheitsbegriff formuliert wurde, zeigte sich das, was für Wahrheit gilt, stets vor dem Hintergrund seines Zusammenhangs mit den Phänomenen des Scheins, der Täuschung und Lüge. Platon und Aristoteles rückten den Unterschied von Sein und Schein in das Zentrum ihres Philosophierens und zugleich das Kunstschöne in einen expliziten Zusammenhang mit dem Wahren und Guten. Dieses Verständnis gerät spätestens in der Moderne in eine Krise, als einerseits so etwas wie eine Ästhetik des Hässlichen aufkommt, die nicht mehr im Schönen, sondern im Entstellten das Wahre entdeckt, andererseits die Phänomenologie als neue philosophische Denkströmung entsteht, die im Schein als solchem Sein und Wahrheit erkennt. Konfrontiert mit dem exklusiven Wahrheitsanspruch empirischer und mathematisch fundierter Naturwissenschaft, aber auch dem grundlegenden Hinterfragen der Möglichkeit von Erkenntnis in dekonstruktivistischen und poststrukturalistischen Strömungen, steht die Vorstellung einer ‚Wahrheit‘ heute vor existentiellen Herausforderungen.

Die Ringvorlesung beschäftigt sich in einer Folge von zwölf Vorträgen verschiedener Referentinnen und Referenten aus den Bereichen der Philosophie, Literatur- und Kunstwissenschaften mit dem seit der Antike virulenten Problem. Den Auftakt macht am Donnerstag, den 28. Oktober 2021 (18.15 Uhr, H 22), ein Gastvortrag von Christoph Horn, Professor an der Universität Bonn und durch zahlreiche Publikationen ausgewiesener Kenner der antiken wie nachantiken Philosophie. Er beschäftigt sich mit der grundlegenden Frage „Was ist Wahrheit? Eine kurze Geschichte philosophischer Wahrheitstheorien“. Die übrigen Vorträge folgen ab dem 10. November im wöchentlichen Rhythmus jeweils mittwochs, 18.15 Uhr, im Hörsaal H 4 (zentrales Hörsaalgebäude der Universität), mit Ausnahme des ersten Vortrags am Donnerstag den 28.10.21 im H 6.




  1. Forschergruppen und Forschungszentren