Welches fachspezifische Wissen benötigen Lehrkräfte? Welche Rolle spielt dieses für die Gestaltung von qualitätsvollem Fachunterricht? Welche Bedeutung hat es für den fachbezogenen Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern? Diese Fragestellungen werden nicht nur in der empirischen Bildungsforschung zum Professionswissen von Lehrkräften und zur Qualität von Unterricht virulent diskutiert, sondern ihnen widmet sich auch die interdisziplinäre Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV (Fachspezifische Lehrkraftkompetenzen – Prädiktive Validierung) in den sechs Unterrichtsfächern Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Mathematik und Musik.
Gemäß ihrem einheitlichen theoretischen Hintergrund und fächerübergreifend identischem Studiendesign liegt der Fokus zunächst auf dem domänenspezifischen Professionswissen von Lehrkräften an weiterführenden Schulen, zu dem die Bereiche des Fachwissens und des fachdidaktischen Wissens gehören und das als handlungsleitend beim Unterrichten gilt. Wie umfangreich ist das Wissen von Lehrkräften in ihrem Unterrichtsfach? Wie umfassend ist ihr fachdidaktisches Wissen, also wenn es darum geht, der Klasse Fachinhalte angemessen zu vermitteln, typische Fehlvorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und ggf. zu berichtigen oder für eine bestimmte Lerngruppe die passenden Unterrichtsmaterialien auszuwählen? Zur Erfassung dieses Professionswissens dienen Testinstrumente, die eigens hierzu im Vorgängerprojekt FALKO konzipiert wurden. Eine Analyse von deren Vorhersagekraft in Bezug auf Unterricht und dessen Zielkriterien (sog. prädiktive Validierung) kann relevante Zusammenhänge aufdecken und theoretische Annahmen empirisch überprüfen, wie beispielsweise, ob eine Lehrkraft, die über ein hohes Professionswissen verfügt, tatsächlich auch besseren Unterricht erteilt.
Qualitätsmerkmale von Unterricht sind somit ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt der Forschungsgruppe. Derzeit wird Unterrichtsqualität in der (deutschsprachigen) empirischen Bildungsforschung vor allem über drei sogenannte Basisdimensionen beschrieben: effektive Klassenführung, konstruktive Unterstützung und kognitive Aktivierung. Hohe Ausprägungen in diesen Merkmalen gelten allgemein als besonders vorteilhaft für den Unterricht und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Ungeklärt ist angesichts des gegenwärtigen Forschungsstands allerdings, inwiefern diese Merkmale für alle untersuchten Fächer – Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Latein, Musik und zu Vergleichszwecken die bereits gut untersuchte Mathematik – relevant sind und wo Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen den Disziplinen liegen. Existieren zusätzlich zu den bisherigen Dimensionen für jedes Fach weitere, fachspezifische Aspekte, die einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität des Unterrichts und den Lernerfolg der Klasse haben? Im Fach Englisch ist zum Beispiel anzunehmen, dass hierfür eine auf den jeweiligen Kenntnisstand der Lerngruppe genau abgestimmte Verwendung der Fremdsprache eine besondere Rolle spielt. Sind für die einzelnen Fächer potenziell einflussreiche Merkmale identifiziert, werden diese beschrieben, messbar gemacht und ihre Bedeutung für qualitätsvollen Unterricht analysiert. Darauf fußend soll schließlich die Wirkungskette von der Kompetenz der Lehrkraft bis hin zur Leistung der Schülerinnen und Schüler empirisch überprüft werden – für fünf der beteiligten Fächer (Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Musik und Latein) sogar erstmals.
Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt haben das Potenzial, die Qualität des Unterrichts in den untersuchten Fächern langfristig zu erhöhen, und können auch wichtige Impulse für eine Optimierung der Lehrkräftebildung geben. Deshalb sollen die Ergebnisse der Forschungsgruppe nicht nur in Fachpublikationen veröffentlicht, sondern auch auf einer Internetplattform zu Unterrichtsqualität in den beteiligten Fächern präsentiert werden. Zudem sollen sie in eine Software zur Selbstevaluation des eigenen Unterrichts eingehen, die Lehramtsstudierenden, Referendarinnen und Referendaren, Lehrkräften und allen, die an der Lehrkräfteaus-, -weiter- und
-fortbildung beteiligt sind, kostenlos zur Verfügung steht.
Die Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV wird im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung für fünf Jahre (2021-2026) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 01JG2103 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser nachfolgenden Webseiten liegt bei der Forschungsgruppe.